Der Kleingruppenunterricht - Demonstrationen, Rollenspielen und Übungen mit Simulationspersonen - ermöglicht das praktische Lernen und Üben. So bereiten wir Pharmazie Absolvent:innen optimal darauf vor, künftig sinnvolle Triage-Entscheidungen zu treffen sowie professionell, zielführend und klient:innenorientiert zu kommunizieren. Die Evaluationen dieser Einheiten bestätigen das erfreuliche Resultat.

Apotheken sind aufgrund ihres niederschwelligen Zugangs («walk-in») ideale Anlaufstellen bei gesundheitlichen Problemen und dies nicht nur im Hinblick auf die Abgabe von Medikamenten. Apotheker:innen stehen auch immer wieder vor der Herausforderung, Triage-Entscheidungen zu treffen, d.h. vor Ort in der Apotheke zu beraten, zu behandeln und/oder in ärztliche Behandlung weiterzuweisen. Und obwohl Kommunikation einen grossen Stellenwert im Alltag in der Apotheke einnimmt, erhalten die Studierenden im Studium nur selten Rückmeldungen zu Ihrer Gesprächsführung.

Aus diesem Grund hat am IML, die Abteilung für Unterricht und Medien (AUM) für den 2020 neu implementierten Masterstudiengang Pharmazie zwei sich ergänzende Kleingruppen-Unterrichtsformate (inklusive Prüfungen) konzipiert und umgesetzt: einen Clinical-Skill-Unterricht und ein Kommunikationstraining. Diese beiden Unterrichtsformate sind nicht nur auf die vorangehenden und begleitenden Vorlesungen, sondern auch aufeinander abgestimmt und wurden streng interprofessionell zusammen mit Kolleg:innen aus dem Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) entwickelt, um auch die Relevanz für den Alltag in der Apotheke zu gewährleisten.

Ziel des Clinical Skills Unterrichts ist die Befähigung der Pharmazie-Studierenden auf Basis anamnestischer erhobener Informationen geeignete Untersuchungen auszuwählen und anzuwenden. Diese helfen ihnen bei der Triagierung einer ratsuchenden Person weiter, die sie dann versorgen und/oder weiterweisen. Als Grundlage für die inhaltliche Ausgestaltung wurden der Schweizerische Lernzielkatalog Pharmazie gemäss MedBG und Quellen des Schweizerischen Apothekerverbandes herangezogen. In der Apotheke erfahrene Dozierende halfen, die Inhalte auf konkrete Lern- bzw. Unterrichtsinhalte zu operationalisieren. So wurden die Themengebiete «Injektion und Impfen», «Blutentnahme», «Wundversorgung», wie auch verschiedene Untersuchungen der HNO, der Augen, der Haut und die Bestimmung der Vitalparameter identifiziert und im Unterricht umgesetzt.

Die didaktische Umsetzung setzt praktische Demonstrationen und Übungen in den Fokus, weswegen die Vorbereitung mit Skript und vom IML vorbereiteten Lehrfilmen obligat ist. Die Themengebiete werden dann in Präsenz vertieft unterrichtet: in einem ersten Termin mit Demonstration und Trockenübungen, in einem zweiten Termin aneinander und/oder mit Simulationspersonen oder Simulatoren anhand konkreter Fallszenarien. Diese orientieren sich immer an praktischen Beratungsanlässen der Apotheke. Weitere Fälle für das selbständige Üben im Skills Lab wurden in Abstimmung mit Hausärztekolleg:innen erstellt. Im Skills Lab der Fakultät (BiSS) wurden eigens acht Räume als «Simulationsapotheken» umgesetzt. Der Clinical Skills Unterricht findet darin statt und die Räume bieten so eine natürliche Trainingsumgebung für die zukünftige Tätigkeit an. Ergänzt wird dieser Unterricht durch einen formativen OSCE zur Jahresmitte. Die Prüfungen im 5. Studienjahr beinhalten dann auch eine summative OSCE-Prüfung, die nicht zuletzt auch auf die Eidgenössische Prüfung Pharmazie vorbereitet.

Um Studierende bestmöglich auf ihre Beratungstätigkeit in der Apotheke vorzubereiten, wurde darüber hinaus ein Kommunikationstraining konzipiert und implementiert. Damit sollen Studierende einerseits lernen, mit verschiedenen Personen angemessen zu kommunizieren, andererseits auch spezifische Eigenschaften ihrer Gesprächsgegenüber zu berücksichtigen (z.B. Alter, Geschlecht, Persönlichkeitseigenschaften etc.).

In kleinen Unterrichtsgruppen bis zu maximal 9 Studierenden wird mithilfe sogenannter Simulationspersonen (SP) geübt, Kommunikation nach etablierten Kommunikationsmodellen in verschiedenen Situationen anzuwenden. Bei SP handelt es sich um Personen, die dafür ausgebildet wurden, eine bestimmte Klient:innenrolle darzustellen, inkl. der Symptome einer Erkrankung oder bestimmter Persönlichkeitsmerkmale. Die Studierenden üben beispielsweise zu den Thematiken «Aufklärungsgespräch», «herausfordernde emotionale Gespräche» oder «motivierende Gesprächsführung» unterschiedliche Gespräche. In den SP-Gesprächen werden die Studierenden durch die simulierten Situationen zur Selbstreflektion über die eigene Gesprächsführung angeregt. Zusätzlich wird nach einem jeden Unterrichtsblock mithilfe von speziellen Aufgaben die Tätigkeit in der Apotheke durch (Beobachtungs-) Aufgaben reflektiert. Die Kommunikationstrainings unterstützten eine Grundhaltung, die geprägt ist von Empathie, Wertschätzung, Akzeptanz des Gegenübers mit all seinen Einstellungen, einem ganzheitlichen Blick, Verbindlichkeit im Kontakt und Professionalität.

Die positive Evaluation und Wirksamkeit der Unterrichtsblöcke lassen das multiprofessionelle Team (u.a. aus Medical Educators, Pharmazeut:innen und Ärzt:innen), welches bei der Konzepterstellung und Umsetzung der beiden Lehrformate beteiligt war, erfreut zurück.